In Bauhäusern oder Elektronikketten werden manchmal komplette Alarmanlagensets zum Selbstbau für nur 150 oder 200 Euro angeboten. Als Laie steht man hier vor der Frage: Was unterscheidet diese Alarmanlagen von den Profi-Anlagen und warum sind diese so viel billiger? Im Anschluss die Erklärung, warum man hier kein Schnäppchen machen kann.
Für den günstigen Preis ist einer der folgenden zwei Gründe ausschlaggebend:
Es handelt sich um ein Lockangebot mit minimalem Angebotsumfang
Angeboten werden Startersets, die nichts weiter als den Rumpf einer Alarmanlage beinhalten, meist nur die Alarmzentrale, einen Sensor und eine Sirene. Das teure an einer Alarmanlage sind aber die vielen Sensoren, die man zur Absicherung eines Hauses oder einer Wohnung benötigt und Zubehör wie Bediengeräte, Fernbedienungen usw. usf.
So bietet zum Beispiel auch Abus, ein Alarmanlagen-Hersteller, dessen Flagschiff-Modell Secvest auch von Professionisten installiert wird, immer wieder solche Selbstbausets an. Die kosten dann zum Beispiel 400 Euro, enthalten aber gerade einmal die Alarmzentrale selbst. Oder für ein paar Euro mehr neben der Alarmzentrale und einer Fernbedienung gerade einmal einen Bewegungsmelder und einen Öffnungsmelder. Für ein normales Einfamlienhaus (wie in den Beispielen im Menüpunkt „Planung“ skizziert) braucht man aber gleich mal etwa 14 oder mehr Öffnungsmelder. Und die sind dann richtig teuer. Bei rund 60 Euro pro Stück kommen gleich mal weitere 780 Euro dazu. Die Sirene kostet weitere 200 Euro, womit wir dann schon nahe an 1.500 Euro sind. Und da fehlen aber noch einige Komponenten, wie zusätzliche Innensirene, GSM-Modul (damit die Anlage einen anrufen kann), zusätzliche Fernbedienungen für die weiteren Familienmitglieder, weitere Bewegungsmelder, weitere Bedienteile etc. Für eine halbwegs brauchbare Anlage werden so aus den ursprünglich 400 Euro leicht zumindest 2.500 bis 3.000 Euro.
Die Alarmanlage ist technisch Schrott
Manche der Selbstbausets enthalten für einen geringen Preis sehr wohl auch bereits eine größere Menge an Sensoren. Bei diesen liegt der Grund für den günstigen Preis darin, dass sie technisch meilenweit von den Anforderungen entfernt sind, die man üblicherweise an eine Alarmanlage stellt. Das heißt vor allem:
- Mangelhaftes Funksystem: Kein sicherer und zuverlässiger Funk
- Wenig Zuverlässigkeit im Betrieb: Immer wieder Fehlalarme
- Keine Sicherheits-Zertifizierung
Vor allem der zweite Punkt ist fatal, weil eine fehleranfällige Alarmanlage in der Regel nach kurzer Zeit nicht mehr genutzt wird. Sirenen, die um 2 Uhr in der Nacht ohne Grund losheulen gehören nicht zu den angenehmsten Erfahrungen.
In die gleiche Richtung geht das Fehlen von sonst üblichen „Komfortfunktionen“. Beispielsweise das automatische Unterbinden die Alarmanlage bei geöffneten Fenstern zu aktivieren. Das führt zu Fehlalarmen und zum Nicht-mehr-nutzen der Anlage.
Eine weitere Schwachstelle ist fehlender Sabotage Schutz, also der Schutz davor, dass die Anlage durch Zerstörung bzw. Batterieentnahme davon abgehalten wird Alarm zu geben. Darauf wird bei Billiggeräten in der Regel verzichtet, so dass die Anlage relativ leicht ausgeschaltet werden kann.
Fazit: Ich möchte Selbstbausets keineswegs verteufeln, so wie es auf vielen Seiten im Internet gemacht wird. Da spielt in vielen Fällen auch das Kleinhalten möglicher Konkurrenz eine große Rolle. Der Schutz durch so eine Anlage ist auf jeden Fall besser als gar kein Schutz. Der große Preisunterschied zu Profi-Anlagen hat jedoch in der Tat seine Gründe. Entweder die Anlage ist vom Umfang her nicht zu gebrauchen, oder sie ist technisch deutlich schlechter und unzuverlässiger, als man es von Profi-Anlagen gewohnt ist. Eine Anlage zum supergünstigen Baumarkt-Preis, die auch technisch eine konkurrenzfähige Leistung bringt, konnte ich bei meinen Recherchen im Internet nicht finden. Die dürfte es zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben.